Nachhaltige Eindrücke

Mit seinen Bildern vermittelt der Fotograf Japser Doest zwischen Mensch und Natur

Jasper Doest ist ein Naturfotograf, der diese Bezeichnung selbst nicht mag. Weil sie das Feld einschränkt, in dem seine Fotos wahrgenommen werden. Der Niederländer ist mehr als nur ein Tier- und Naturfotograf. Er ist Aktivist. Und Botschafter. Für die, die keine Stimme haben und doch dringend gehört werden müssen, die viel zu oft missverstanden und übersehen werden – Tiere, Pflanzen und die natürliche Welt.

Der niederländische Fotograf Jasper Doest ist gerade in aller Munde – er ist zweifacher Preisträger des World Press Photo Awards 2019 in der Kategorie Natur. Gewonnen hat er mit seiner Story über den Flamingo Bob. Einer Geschichte, die so ungewöhnlich ist, dass sie im Gedächtnis bleibt. Auf der niederländischen Karibikinsel Curacao traf der 40-Jährige auf den zutraulichen Vogel. Weil er in ein Hotelfenster geflogen war und seine Verletzungen nicht vollständig abheilen konnten, wurde Bob nicht wieder ausgewildert. Seitdem lebt der Flamingo bei Jaspers Cousine, der Tierärztin Odette Doest, und ist Botschafter des Tierschutzverbandes der Insel, des Fundashon Dier en Onderwijs Cariben (FDOC).

Menschliche Welt

Von Naturphänomenen über Eisbären und Wale bis hin zur Bahnhofstaube – Jasper Doest bedient ein vielfältiges Themenfeld, das aber eine gemeinsame Schnittmenge hat: Er versucht stets den Bezug zum Menschen herzustellen. Unsere heutige Welt ist eine Menschenwelt. Das spiegelt sich in allen seinen Fotos wider.

Bereits 2018 wurde Jasper Doest für eine Dokumentation über japanische Makaken mit einem World Press Photo Award sowie als Wildlife Photographer of the Year ausgezeichnet. Die japanischen Affen sind die am nördlichsten lebenden Primaten der Welt und werden auch Schneeaffen genannt. Der Niederländer war von der Ähnlichkeit der Tiere zu den Menschen beeindruckt und fing in seinen Fotos Gesichtsausdrücke und Verhaltensweisen ein.

Neben den beiden Auszeichnungen der World Press Photo Foundation erhielt er weitere renommierte Preise wie 2019 den Sony World Photography Award. Mehrmals wurde er als European Wildlife Photographer of the Year sowie als Travel Photographer of the Year ausgezeichnet. Seine Werke wurden in internationalen Zeitschriften wie dem National Geographic Magazine, dem Smithsonian Magazine und der GEO veröffentlicht.

Naturschutz und Nachhaltigkeit – mehr als nur Fotos

Doch seine Arbeit geht über das simple Fotografieren hinaus. Jasper Doest hat einen Abschluss in Ökologie und setzt sich aktiv für den Klimaschutz ein. Er sieht es als seinen Auftrag, mit seinen Fotos Geschichten zu erzählen – über das nicht-menschliche Leben unserer Welt. Denn der Mensch ist davon abhängig, dass dieses weiterhin besteht. Der Fotograf will Kontaktpunkte zwischen Mensch und Natur schaffen, Begegnung ermöglichen und vor allem Aufmerksamkeit erwecken und die Relevanz zeigen.

Aufmerksamkeit für Übersehenes

Daher hält Jasper Doest auch Vorträge über Fotografie, verknüpft mit den Themen Naturschutz und globale Nachhaltigkeit. Unter anderem hat er schon auf der Klimakonferenz der Vereinten Nationen in Bonn und bei der Royal Geographical Society in London gesprochen. Auf seinen Fotos stehen die Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit jedoch nicht im Mittelpunkt. Der Niederländer streift Aspekte wie die Plastikmüll-Verschmutzung in den Meeren und das Schmelzen der Gletscher nur am Rande. Und es ist gerade diese Nebensächlichkeit, die seine Fotos umso berührender macht. Er macht damit bewusst, wie sehr diese Dinge auch für uns unwichtig, fast selbstverständlich geworden sind.

Zum Beispiel fotografierte Jasper Doest Störche, die auf Mülldeponien auf der Iberischen Halbinsel überwintern – weil diese ihnen eine dauerhafte Nahrungsquelle bieten. In seine Fotoserie „South“ zeigt er neben Bildern von Pinguin-Populationen und Walen am Südpol auch auseinanderbrechende Gletscher und treibende Eisschollen. Und in der fortlaufenden Fotoreihe „Human Planet“ thematisiert der Fotograf den menschlichen Einfluss auf die Welt. Jasper Doest zeigt mit seinen Fotos die Welt in allen möglichen Facetten – in ihrer Schönheit und ebenso ihrer Zerbrechlichkeit.

 

Übrigens: Im Programmheft findet ihr ein spannendes Interview mit Jasper Doest.
Und am 10. Juli um 19 Uhr ist er zu Gast in der Zehntscheuer Balingen und hält einen Vortrag über seine Begegnung mit Bob. Unbedingt hingehen!

 

Text: Katrin Lüdeke
Fotos: Jasper Doest

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Gastautor

Die Ausstellung „World Press Photo“ zieht Jahr für Jahr Millionen Besucher in ihren Bann. Kein Wunder: Sie zeigt die Welt so, wie sie ist. Pressefotografen liefern dafür preisgekrönte Bilder aus den entlegensten Ecken der Welt. In diesem Magazin erscheinen auch regelmäßig Beiträge von Gastautor*innen.

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